Die Sao Paulo Biennale 2023 überrascht mit anderen Perspektiven von anderen Standpunkten aus
Unterirdische Schönheit
Die 1995 geborene brasilianische Künstlerin Luana Vitra zeigt in ihrer großen Installation „Die Lunge der Mine“ fast zu schöne einzelne Objekte, um sich mit der Bergbautradition ihrer Heimat zu beschäftigen. Kanarienvögel, Pfeile und Schalen aus Kupfer, blaues Pigment und blaue Fäden. Diese aufgeräumte Schönheit irritierte mich angesichts der Thematik. Ich hätte, und dieser Vergleich liegt nahe, wie bei Anselm Kiefer eher graue und raue Flächen erwartet, den Staub, die Dunkelheit und die Gefahr der Arbeit unter Tage symbolisierend, aber es geht offensichtlich um etwas anderes. Die Schönheit, die ästhetische Überhöhung des Bergbaus wahrnehmend fällt mir ein schamanischer Kontext ein. Sollen die Seelen der kleinen Vögel, die weltweit als Detektoren für Grubengas eingesetzt wurden, durch Schönheit gewürdigt und vielleicht für ihren lebensrettenden Einsatz belohnt werden? Ist der wunderbare Glanz des Kupfers der spirituelle Lohn für die Schinderei unter Tage? Steht die tiefe Reinheit des Blaus für die Sehnsucht der Bergleute nach Himmel und Meer?
Auf der Website https://www.pipaprize.com/luana-vitra/ spricht sie über die Heilung der Landschaft und über Tanz als Quelle ihrer Arbeit als bildende Künstlerin, die sie als Gebet beschreibt. Sie bringt Eisen/Metall in Verbindung mit schwarzen Körpern.
Gates of Color
Die 1973 geborene afroamerikanische Künstlerin Torkwase Dyson präsentiert eine ebenso große skulpturale Arbeit mit dem Titel „Blackbasebeingbeyond“. Ihr Interesse gilt der Frage wie People of Color Raum erfahren und bewältigen. (Wikipedia)
Drei große Objekte, Tore vielleicht, schimmern matt dunkel und die Außenflächen metallisch. Als raumbezogene Installation kontrastieren sie wunderbar zu den geschwungenen Galerien des Biennale Baus von Oscar Niemeyer. Das Metallband der Außenfläche ist über den beiden Pfeilern gespannt und formt einen perfekten Halbkreis. Drei sehr harmonische, aber auch harte und dunkle Passagen.
Mir fallen im Kontrast dazu die Wachstore von Wolfgang Laib, die ich im Haus der Kunst in München gesehen habe ein, weich, warm, aus organischem Material sind sie eine angenehme und sehr viel geringere Herausforderung für den Passanten.
Würdevolle alte schwarze Männer
Eustaquio Neves 1955 in Minas Gerais geboren beschäftigt sich in seiner Fotoserie „Seelenbeauftragte“ mit afrobrasilianischen Religionen, die an der Schnittstelle von Katholizismus und afrikanischen Religionen von würdevollen alten schwarzen Männern repräsentiert werden. Der Kult geht auf die Quilombo, die Gemeinschaften entflohener schwarzer Sklaven zurück.