Die Interaktion von Menschen und Tieren in Therapie und Ausbildung hat positive Effekte auf soziale Aufmerksamkeit, Sozialverhalten, Interaktion zwischen Menschen und Stimmung von Menschen.
„During the last decade it has become more widely accepted that pet ownership and animal assistance in therapy and education may have a multitude of positive effects on humans. Here, we review the evidence from 69 original studies on human-animal interactions (HAI) … . Among the well-documented effects of HAI in humans of different ages, with and without special medical, or mental health conditions are benefits for: social attention, social behavior, interpersonal interactions, and mood; stress-related parameters such as cortisol, heart rate, and blood pressure; self-reported fear and anxiety; and mental and physical health, especially cardiovascular diseases. …“
Psychosocial and Psychophysiological Effects of Human-Animal Interactions: The Possible Role of Oxytocin by Andrea Beetz, Kerstin Uvnäs-Moberg, Henri Julius, Kurt Kotrschal; 2012;
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3408111/
Die Interaktion von Menschen und Tieren in Therapie und Ausbildung hat positive Effekte auf soziale Aufmerksamkeit, Sozialverhalten, Interaktion zwischen Menschen und Stimmung von Menschen.
Darüber hinaus gibt es positive gesundheitliche Effekte (stressbedingte Parameter wie Cortison, Herzfrequenz, Blutdruck, selbst-geäußerte Ängste und psychische Gesundheit sowie Herz-Kreislauferkrankungen)
Sind diese Erkenntnisse auf Supervision und Coaching übertragbar?
Ich kenne keine wissenschaftlichen Studien speziell dazu, habe aber nun seit 5 Jahren Erfahrungen mit Supervision und Coaching in Anwesenheit meiner Retriever-Hündin Kara.
Meine Beobachtungen im Coaching von Führungskräften unterstützen die Thesen. Gerade Führungskräfte kommen häufig aus einem zeitlich eng-getakteten Arbeitstag zum Coaching. Das Umschalten aus dem Modus hoher Aktivität und weitgehender Kontrolle hin zum Modus des Reflektierens und Entschleunigens gelingt durch die schiere Anwesenheit des Hundes im Raum leichter. Durch die Triangulierung der Szene wird der Coach/Supervisor nicht einfach zum Ersatz der Interaktionspartner in der Führungsrolle. Der Hund hat Signalwirkung, er erinnert Supervisand*innen und Coachees an die veränderten Modi der Interaktion. Er unterstützt die Wirkung des Beratungsraums, der sich vom Büro der Führungskraft in Größe (leerer Raum in der Mitte), Ausstattung (Abwesenheit von Kommunikations-Technik), Beleuchtung, … unterscheidet.
Coaching von Führungskräften
Auch während der Interaktion reagiert Kara auf des Geschehen. Sie kann auf starke Emotionen hin, signalisieren, dass sie etwas wahrnimmt, sich vielleicht dem/r Supervisand*in / Coachee nähern und sich an seine/ihre Seite legen. Ein freundliches Wedeln mit dem Schwanz kann als Bestätigung aufgegriffen werden: „Gell, das findest du auch!“
Die Ruhe, die Kara als Retriever-Hündin stets ausstrahlt, wird von Supervisand*innen und Coachees gelegentlich auch aufgegriffen und mit „Du machst es richtig, du regst dich erst gar nicht auf!“ verbalisiert. Die damit ausgesprochene Haltung, es lohne sich für Führungskräfte selten, sich aufzuregen, wird so viel überzeugender ausgesprochen als vom Coach/Supervisor. Dem kann ja unterstellt werden, er hätte leicht reden, weil er keine Führungsposition hat.
Team- oder Gruppen-Supervision
In Team- oder Gruppen-Supervisionen nimmt Kara zusätzlich noch eine etwas andere Rolle ein. Wenn alle Teilnehmer*innen Platz genommen haben, kommt Kara in den Raum und nimmt mögliche Begrüßungen entgegen. Sie sucht sich ihren Platz manchmal im Sitzkreis manchmal außerhalb.
In diesen Settings kommt es manchmal zu Gesprächspausen, die gruppendynamisch begründet schwer auszuhalten sind. Eine Intervention des Supervisors könnte die produktive Spannung, etwas Schwieriges, Heikles oder Belastendes auszusprechen, nehmen. Oft schnauft Kara dann tief und vernehmlich aus. Dieser Impuls reduziert die Spannung, lädt vielleicht zu Kommentaren ein, füllt aber nicht die produktive Leere, die für manche Reflexionsprozesse sehr wichtig ist.
Auch wenn es dazu keine wissenschaftlichen Studien gibt, bin ich davon überzeugt, dass ein ruhiges, entspanntes, gut erzogenes Tier positive Wirkungen hat. Dabei wird auch die enorme Wirkung nonverbaler Kommunikation deutlich, die oftmals im Vergleich zum Inhalt vernachlässigt wird. Als Supervisor*innen wissen wir: die Beziehung ist das wesentliche Element für erfolgreiche Interventionen! Der Beziehungsaspekt des Tieres im positiven Fall: freundlich, entspannt, empathisch, neutral, ohne Erwartungen oder gar Druck auf den Supervisanden auszuüben. Davon können wir als Profis lernen.
In der Abschluss-Sitzung einer einjährigen Gruppensupervision:
Nach 10 Tagen mit je sechs Stunden wird die tragende Rolle der Hündin des Supervisors deutlich 🙂
Sie war nicht unerheblich daran beteiligt, dass die Gruppe ein hohes Vertrauen und Freude am Austausch entwickeln konnte.
Wir hatten sehr oft Deep Talk: Persönliche Erlebnisse, die noch heute das eigene Verhalten im Arbeitsalltag beeinflussen, konnten sehr empathisch bearbeitet werden.
Das Bild dazu, wenn ich es hier nicht einstellen kann:
https://senfsaat.info/aktuelles/